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Durch den Busch fahren. Sich den Wind dabei um die Nase wehen lassen. Wilden Tieren hautnah begegnen. Sie stundenlang beobachten und dabei von erfahrenen Guides den Erzählungen über ihr Verhalten lauschen … Wer Sehnsucht nach dieser besonderen Art des Reisens verspürt, fühlt sich dank immer noch massiver Warnungen für die meisten Reiseländer Afrikas, ausgebremst. Dass Safaris gerade jetzt jedoch wichtig und noch eindrucksvoller sind hat Ellen Spielberger von Bush Legends aktuell selbst erlebt.

Ellen Spielberger, Bush Legends

Liebe Frau Spielberger, Sie waren kürzlich in Botswana – und das, obwohl das Land vom RKI als Virusvariantengebiet eingestuft ist, was eine 14-tägige Quarantäne nach der Rückreise mit sich bringt. Warum sind Sie dennoch gereist?

Es war mir sehr wichtig, ein eigenes Bild von der Situation vor Ort zu erhalten und ebenso einen persönlichen Austausch mit dem verlängerten Arm unserer Wertschöpfungskette zu haben. Nur so kann ich für mich eine fundierte persönliche Einschätzung treffen, wie die Gegebenheiten vor Ort in der Realität sind und vor allem auch, wie die Hygienekonzepte in die Praxis umgesetzt werden. Dies sind für uns wichtige Komponenten, auf deren Basis wir die Entscheidungen treffen für welche Zielgebiete wir aktiv auch für kurzfristige Projekte in den Verkauf gehen können. Für uns ist und bleibt es von großer Relevanz, weiter verantwortungsbewusst zu handeln, sodass das Vertrauen, welches unsere langjährigen Reisebüro-Partner und Kunden in uns haben, auch erhalten bleibt und weiter gestärkt wird.

Ob ich nach Botswana reise, obwohl das Land vom RKI als sogenanntes Virusvariantengebiet ausgewiesen ist, war für mich zu keinem Zeitpunkt eine Überlegung. Zum einen ist es einzig die Bundesrepublik Deutschland, welche Botswana als sogenanntes Virusvariantengebiet ausgewiesen hat. Dies tut sie bereits seit Anfang Februar 2021 pauschal für das gesamte Südliche Afrika, ohne dass es plausible und nachvollziehbare Erklärungen dafür gibt, die diese Einschätzung als verhältnismäßig erscheinen lässt. Unsere Kunden aus der Schweiz und aus Österreich können in diese Zielgebiete reisen und tun dies auch langsam wieder, ebenso wie andere europäische Nationen. Sie können mit negativem PCR Test zurückkommen, ohne in Quarantäne zu müssen. Weiter kommt es auch darauf an, wie man selbst reist und da bin ich ohnehin eher auf der ‚vorsichtigen Seite‘ unterwegs. Zum anderen ist es so, dass ich mit den weiterhin gegebenen Herausforderungen für unsere Branche sowieso seit Monaten wieder sieben-Tage Wochen im Büro habe, und ob ich dafür ins Büro fahre oder in Reisequarantäne vom Home-Office arbeite, spielt keine Rolle.

Wie waren Ihre Erfahrungen vor Ort?

Ich bin glücklich und dankbar, kurz und knapp sagen zu können, es war in jeder Hinsicht eine sensationelle Reise. Am glücklichsten bin ich, dass die Umsetzung der Hygienekonzepte unserer ausgewählten Partner derart vorbildlich ist, dass wir als Reiseveranstalter unsere Kunden mit dem allerbesten Gewissen auch kurzfristig nach Botswana buchen können. Die Teams in den Camps sind sich ihrer großen Verantwortung, die sie für sich selbst und für ihre Gäste haben, so bewusst, dass man sich als Gast zu jeder Zeit gut aufgehoben fühlen kann.

Was mich außerdem zutiefst beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass die staatlichen Behörden inklusive der Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums am Flughafen einen super Job gemacht haben und wir sogar bei dem für die Einreise zusätzlich notwendigen Schnelltest organisierte und strukturierte Abläufe vorfanden.

Schnelltests am Flughafen Maun

Das heißt, Sie haben sich sicher gefühlt?

Zu jedem Zeitpunkt der Reise! Die Langstreckenflüge sind derzeit gerade zu etwa der Hälfte ausgelastet, an Bord sind Passagiere ausschließlich mit einem negativen Testergebnis zugelassen, da dies für die Einreise in unseren Zielländern weiterhin verpflichtend ist. Gleiches gilt für die Rückreise aus unseren Zielgebieten. Es besteht Maskenpflicht an Bord, auch auf den Inlandsflügen. Die Lodges sind mit durchschnittlich 8 bis 10 Zelten klein. Safaris finden Outdoor statt, ebenso wie die meisten Mahlzeiten in unseren Zielgebieten. Die Camps befinden sich inmitten der Wildnis und abseits jeglicher Zivilisation. Das Personal ist in den Camps über 2 bis 3 Monate fest stationiert und in der Regel getestet, bevor es wieder zum Einsatz kommt. Für das Personal wie auch die Gäste in den Camps sind tägliche Temperaturkontrollen vorgeschrieben und das Service Personal trägt Masken, auch Outdoor. Außerdem ist eine Dauerbelüftung in den Hauszelten mit festen Moskitonetzfenstern ohnehin gegeben, wenn man die Fensterplanen oben lässt. Das sind für mein Empfinden genug Gründe die belegen, dass eine Safari die perfekte Urlaubsart ist, um speziell in diesen Zeiten mit Abstand zu reisen. Auch, um Abstand zu gewinnen.

Das klingt wahrlich perfekt.

Absolut. Botswana hat für mich persönlich absoluten Vorbildcharakter. Jedem anspruchsvollen Reisenden, der noch nicht weiß, wohin er diesen Sommer reisen soll, kann ich daher eine kurzfristig geplante Safari nur empfehlen.

Wie konsequent wird nicht nur für das Wohl, sondern vor allem auch die Gesundheit der Gäste gesorgt?

Sehr konsequent. Bei den von uns besuchten Camps hat jedes Camp eine Art Ritual zum Händewaschen eingeführt, bevor man das Camp betritt. Sowohl in den Zimmern wie auch im öffentlichen Bereich des Camps stehen Handdesinfektionsmittel bereit. Sämtliches Personal hat Maskenpflicht. Es gibt à la carte Service und prinzipiell wird das Essen zum Tisch gebracht. Wenn für eine Mahlzeit mal eine Art Buffet vorgesehen ist, dann so, dass jeder Tisch sein eigenes Mini-Buffet hat. Die Griffflächen auf den Safarifahrzeugen werden täglich desinfiziert, auch auf den Safarifahrzeugen ist Desinfektionsmittel. Selbst für beispielsweise wunderschöne private Sundowner mit Fingerfood hat man sich eine zusätzliche ‚Sanitär-Bar‘ einfallen lassen, worauf dann sämtliche Utensilien stehen, um sich vor dem Genuss im Busch erst einmal die Hände ordentlich waschen zu können. Auch in den Zelten wird man darauf aufmerksam gemacht, dass sämtliche Lichtschalter, Griffe und Oberflächen zusätzlich desinfiziert werden. Und in den Küchen gelten ohnehin die zusätzlichen Schutzmaßnahmen.

Würden Sie, gesund und sicher wieder daheim und um unzählige tolle Eindrücke reicher sagen, dass die Einstufung Botswanas seitens des RKI gerechtfertigt ist?

Ich finde diese Einstufung nicht gerechtfertigt, auch weil ich bis heute keinerlei Informationen einsehen konnte, nach welchen nachvollziehbaren Zahlen und Kriterien die Einstufung Virusvariantengebiet für Botswana überhaupt vorgenommen wird. Unabhängig davon findet Safari Tourismus in Botswana in abgelegenen Naturreservaten und etwa 900 km nördlich von Gaborone statt, welches als Ballungsgebiet und Infektionszentrum in Botswana gilt. Botswana hat flächenmäßig die Größe von Frankreich und gerade einmal 2,5 Mio. Einwohner. Hinzukommt, dass diese natürlichen Vorteile von vorbildlichen Hygienekonzepten in der Tourismusindustrie geflankt werden. Die Tourismusindustrie ist im Norden des Landes der größte Arbeitgeber im Land und verantwortungsvoller Safari Tourismus in Afrika leistet ebenso einen erheblichen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz. Auch diese Fakten sollten meiner Meinung nach in derartige Bewertungen einfließen, wie auch die Tatsache, dass Hygienekonzepte in Botswana nach meinen persönlichen Erlebnissen oftmals konsequenter gelebt werden als hierzulande.

Noch unverständlicher ist für mich die pauschale Einschätzung des RKI für sämtliche Länder des Südlichen Afrikas als Virusvariantengebiet seit Anfang Februar 2021. Wenn Großbritannien und Portugal zwischenzeitlich die Bewertung als Virusvariantengebiet wieder abgenommen bekamen und erst Ende Mai 2021 bzw. jetzt wieder dieser Liste zugefügt wurden, wird schon offensichtlich, wie schwergewichtig politische Beziehungen in diese Beurteilung einzufließen scheinen. Mögliche Fernreisen sind offensichtlich schlicht und ergreifend politisch nicht gewollt.

Wir haben schon öfters darüber gesprochen, doch es ist ein enorm wichtiges Thema. Darum würde ich Sie bitte, noch einmal zu erläutern, warum die Menschen vor Ort so dringend ein Ende der internationalen Reisepause brauchen?

Weil es in unseren Zielländern keine Überbrückungshilfen gibt und weil die Menschen vor Ort vom Tourismus noch viel abhängiger sind als wir hier. Zudem wurden die letzten 15 Monate ebenso in unseren Zielländern dazu genutzt, umfangreiche Hygienekonzepte zu entwickeln, um damit möglichst sicheres Reisen zu ermöglichen. Dies sollte auch von unserer Politik endlich erkannt werden. Die Guides in Botswana sprachen mit äußerst großer Dankbarkeit über die großzügige Spende von fast 5 Millionen Euro von unserer Bundesregierung für ihre Freelanceguides, welche ohne internationalen Tourismus auch kein Einkommen hatten. Mindestens ebenso dankbar wären die Menschen jetzt, wenn auch die Implementierung sämtlicher Hygienekonzepte insofern Wertschätzung findet, als dass die Bewertung der Fernreiseziele differenziert und verhältnismäßig erfolgt. Denn damit könnte verantwortungsbewusster Safari Tourismus, aus dem für Botswana so wichtigen Quellmarkt Deutschland, auch wieder stattfinden.

Es gibt Unternehmen in Botswana, die nötige finanzielle Polster und großzügige internationale Spenden hatten, um ihre Angestellten auch bei geschlossenen Camps in den letzten 15 Monaten auf der „Payroll“ zu lassen, wenngleich natürlich ebenso Einschnitte vorgenommen werden mussten. Es gibt jedoch auch Unternehmen, die ihre Angestellten leider nicht halten konnten und die finanziell dann über Nacht auf Eigenversorgung angewiesen waren, da staatliche Hilfen kaum existieren. An einem Arbeitsplatz in Afrika hängen in der Regel durchschnittlich 10 Angehörige. Es ist wichtig, dass auch diese Menschen möglichst schnell wieder zu ihren Arbeitsplätzen zurückkommen können, um wieder eine Perspektive zu haben. Welche große Bedeutung ein verlässlicher Arbeitsplatz hat, kann sicher fast jeder auch bei uns nachvollziehen, insbesondere nach den turbulenten letzten Monaten, in denen zahlreiche Menschen in der freien Wirtschaft auch bei uns in Deutschland Existenzängste zu spüren bekamen.

Beverly und Dereck Joubert haben zu Beginn der Pandemie das „Project Rangerins Leben gerufen, um die Wildhüter in den vulnerablen Schutzgebieten Afrikas zu unterstützen. Sie sind selbst vor Ort in einem Great Plains-Camp gewesen.

Ja, und während meiner Reise hatte ich das große Privileg, gleich mit zwei Guides aus diesem Projekt ins Gespräch zu kommen. Ich empfand es als zutiefst berührend, diesen sehr engagierten Rangern zuzuhören, was sie zu ihrem Einsatz bewegt hat, wie sie diesen selbst wahrgenommen haben und was es für sie bedeutet. Ich empfand es auch als äußerst eindrucksvoll, wie das großartige Engagement von Beverly und Dereck Joubert von ihren Mitarbeitern wertgeschätzt wird und wie sich überhaupt jeder einzelne in dieser Gruppe leidenschaftlich mit seinem Job identifiziert. Derartiges Engagement verdient allerhöchsten Respekt.

Es ist eben leider auch eine Konsequenz, dass Wilderei zunimmt, wenn Tourismus ausbleibt. Und genau deshalb ist es besonders wichtig, dass es derartige Projekte von engagierten Unternehmern gibt, die auch eigenes Geld investieren, um in diesen herausfordernden Zeiten aktiven Wildschutz zu betreiben.

Was macht Botswana als Safari-Destination aus?

Botswana ist für mich ein Land, welches vielfältige Naturreservate bietet, die mit ihren eindrucksvollen Tierbeobachtungen jeden noch so erfahrenen Reisenden ganz sicher in den Bann ziehen. Zudem empfinde ich die Menschen in Botswana schon immer als sehr gastfreundlich und vor allem auch sehr selbstbewusst, gebildet und zielorientiert. Botswana geht seit jeher bewusst den Weg, sich als exklusives Reiseziel zu etablieren. Kleine hochwertige Unterkünfte bieten dafür einen schönen Rahmen. Das Management in den Camps ist oftmals auch aus Botswana, d.h. die einheimischen Menschen werden in ihren Karrieren gefördert und nehmen diese Jobs wunderbar wahr. Das macht für mich auch viel für das Reiseerlebnis insgesamt aus, da man dann beim Austausch doch noch sehr viel mehr von Land und Leuten erfährt.

Was war Ihre spannendste Begegnung mit wilden Tieren auf dieser Reise?

Unsere ganze Safari war spannend. Es war vor allem entspannend, wieder auf dem Safarifahrzeug zu sitzen, sich frische Luft um die Nase wehen zu lassen und auf andere Gedanken zu kommen. Spannend fand ich, als wir die Erdmännchen bei unserem Aufenthalt im Jack’s Camp einen ganzen Morgen lang aus unmittelbarer Nähe beobachten konnten. Ebenso eindrucksvoll war unsere erste Safari im Xigera Gebiet, als sich der Leopard fotogen auf dem Ast eines großen Baumes vor uns in Szene setzte. Und absolut eindrucksvoll war unser Erlebnis in Duba Plains, als Wildhunde begannen, eine junge Säbelantilope zu jagen und dann die stärksten Säbelantilopen den Spieß umdrehten und die Jäger plötzlich die Gejagten waren und gleichzeitig alle Jungtiere vom Rest der erwachsenen Säbelantilopen schützend in die Mitte genommen wurden.

Zu welcher Jahreszeit würden Sie Botswana empfehlen und warum?

Botswana ist prinzipiell ganzjährig zu bereisen, wobei man beachten sollte, dass für Hitzeempfindliche die Monate Oktober und November nicht geeignet sind, da es in dieser Zeit sehr heiß werden kann, durchaus auch bis zu 40°C. Für diejenigen, denen diese Temperaturen nichts ausmachen, können dann speziell während dieser Zeit natürlich auch Unterkünfte mit Klimaanlage berücksichtigt werden. Und ansonsten kommt es in erster Linie darauf an, in welches Gebiet man reisen möchte und vor allem auch, ob man zu den Preisen in der absoluten Peak Season reisen möchte oder kann oder mit Blick auf die Preisgestaltung der Unterkünfte vielleicht doch lieber in eine Zwischensaison ausweicht.

Was würden Sie sich generell für Afrika und den Tourismus vor Ort wünschen?

Ich wünsche mir, dass zusätzliche Hygienemaßnahmen in der gesamten Wertschöpfungskette in allen Zielgebieten stringent umgesetzt werden. Derzeit müssen wir diesbezüglich noch selektieren und tun dies auch. Dann ist es natürlich wichtig, dass auch Reisende diese verantwortungsbewusst einhalten, egal ob geimpft oder nicht geimpft. Wenn dann weiter eine konsequente Teststrategie verfolgt wird, so wie das in unseren Zielgebieten ohnehin gelebt wird, und die Impfquote auch in unseren Zielländern langsam zunimmt, sollten Reisen möglichst sicher und vor allem fortwährend umsetzbar sein. Eine wesentliche Voraussetzung ist natürlich, dass die Politik erkennt, dass der Virus auch mit Lockdowns nicht ausgerottet wird, und dass differenzierte und realistische Bewertungen ebenso wie eine Planbarkeit für die Tourismusbranche eine riesengroße Bedeutung haben. Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben und zu reisen, indem entsprechende zusätzliche Schutzmaßnahmen für das Wohl und die Gesundheit aller konsequent umgesetzt werden. Das Virus macht weder vor unseren Landesgrenzen noch vor Europa halt und kann ausschließlich global besiegt werden. Auch deshalb ist es in meinen Augen weder zielführend noch nachhaltig so unterschiedliche und unverhältnismäßige Wertemaßstäbe anzusetzen, wie dies derzeit von der Politik in Deutschland im Hinblick auf Europa- und Fernreisen praktiziert wird.

Außerdem wünsche ich mir sehnlichst, dass sowohl unsere Partner in unseren Zielgebieten vor Ort als auch wir uns endlich wieder auf den Kern unserer Arbeit konzentrieren können. D. h. darauf für unsere Kunden großartige und bedeutungsvolle Reisen erfolgreich durchführen zu dürfen und ihnen auf diese Weise wichtige Auszeiten zum Auftanken zu schaffen. Gleichzeitig leisten wir mit unseren nachhaltigen und verantwortungsbewussten Reisen einen erheblichen Beitrag für die Menschen und den Naturschutz in unseren Zielgebieten. Und der Naturschutz in Afrika leistet im Umkehrschluss einen großen Beitrag zum Klimaschutz, denn die großflächigen Wildschutzgebiete in Afrika sind wichtige Kohlenstoffspeicher für unsere Erde.

Haben Sie schon Ihre nächste Reise geplant?

In den Sommerferien steht erst einmal unsere Kenia Reise an, welche wir schon für das vergangene Jahr geplant und dann verschoben hatten. Meine Kinder, mein Mann und ich freuen uns sehr darauf, dass wir dann nach anderthalb Jahren endlich wieder alle vier gemeinsame Zeit füreinander haben.

Vielen Dank für das Gespräch.