Als das Ausbleiben der Touristen durch die Pandemie mehr Wilderer in die Naturschutzgebiete Botswanas trieb, wusste Oratile Beula genau, wo ihr Platz ist. Bei den Tieren im Busch. Sie wechselte von einem der wenigen weiblichen Guides zu einer der noch wenigeren weiblichen Rangerinnen bei Rhinos Without Borders. Mutige Frauen wie sie ehrt der heutige „Female Ranger Day“.
Botswana. Ein Land, dass unweigerlich zu Kopfkino führt und vor dem inneren Auge wunderschöne Bilder von weiten Landschaften und sumpfigen Gebieten, durch die Elefanten, Giraffen und Co. waten, aufleben lässt. Gesegnet mit einigen der größten Wildtier-Spektakel der Welt, gehört Botswana wahrlich zu den Top-Safari-Destinationen in Afrika. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Oratile Beula schon in jungen Jahren eine Leidenschaft für die Fauna und Flora ihres Landes entwickelte.
Noch immer sind weibliche Guides in der männerdominierten Safaribranche ein Novum, ganz zu schweigen von den Anti-Wilderer-Patrouillen. Aber Oratile, liebevoll Rati genannt, ist eine Wegbereiterin. Sie war der erste weibliche Guide bei Great Plains Conservation und arbeitet seitdem mit den Anti-Wilderei-Patrouillen im Okavango-Delta. Als Covid-19 begann, sich auf der ganzen Welt zu entfalten, sagte Dereck Joubert, CEO von Great Plains die Schließung des Tourismus und die Rückschläge durch Wilderei vor Ort voraus. Rati passte ihre Rolle an, um dem entgegenzuwirken, indem sie vom Safari-Guide zur Unterstützung der Rhinos Without Borders-Ranger auf Patrouillen wechselte. Ihr Mut dazu ist inspirierend.
Einblick in ein nachhaltiges Erfolgsmodell
Rhinos Without Borders wurde gegründet, um Nashörner aus den Hochrisikogebieten der Wilderei im südlichen Afrika umzusiedeln und sie als wiederbelebte Populationen in der vergleichsweisen Sicherheit abgelegener, wilder Orte zu etablieren und zu schützen. In Zusammenarbeit mit den Regierungen Südafrikas und Botswanas hat Rhinos Without Borders in den letzten fünf Jahren 87 Nashörner in abgelegene Wildnisgebiete in Botswana umgesiedelt, wo sie nun frei unter hohen Sicherheitsvorkehrungen und Überwachungsteams umher streifen und sich prächtig vermehren: Denn diese Nashörner haben bereits über 50 Kälber geboren.
Eine Menge Tiere, die es zu beschützen gilt. So gehören regelmäßige Sicherungspatrouillen zur täglichen Arbeit der Ranger. Und Rati ist mittendrin: „Für mich ist dies mehr als ein Job. Ich tue es aus Liebe zu den Wildtieren. Es ist die Wildnis, der mein Herz hingehört. Ich habe mich für diese Arbeit entschieden, weil es eine breit gefächerte Aufgabe ist, in der man jeden Tag neue Dinge lernen kann … In der Natur werde ich nie ausgelernt haben, es gibt immer Raum für Verbesserungen und Wachstum.“
Foto: Beverly Joubert
Nähe schafft Vertrauen
Und so ist sie Tag für Tag hautnah bei ihnen. Beobachtet, lernt, passt auf und erarbeitet sich mehr und mehr Respekt von ihren männlichen Kollegen. Denn für die ambitionierte Tierschützerin geht es nicht um einen Geschlechterkampf. Es geht um weit mehr. Um den Erhalt eines einzigartigen Ökosystems, in dem wilde Tiere ein sicheres und natürliches Leben leben können. „Zurzeit bin ich unterwegs, um die Tiere, darunter auch Nashörner zu beobachten. Ich genieße diese Zeit sogar sehr, aber natürlich vermisse ich derzeit das Zusammensein mit den Gästen. Ich habe große Hoffnungen, dass die Gäste mich jetzt mit dem, was ich in dieser Zeit erlebt habe, besser kennenlernen werden und ich ihnen nach ihrer Rückkehr in unsere schöne Natur diese Welt noch näher bringen kann.“
Man spürt die unbändige Liebe, mit der Sie Ihrer Aufgabe als Rangerin nachgehen. War die Natur schon immer so ein bedeutendes Element für Sie?
Ich habe mich in den Busch verliebt, als ich noch zur Schule ging. Ich arbeite aber auch gerne mit Menschen, so dass eine Karriere im Naturschutztourismus perfekt zu mir passte. Ich schloss 2006 meine Ausbildung am Botswana Wildlife Training Institute ab, wo ich Wildtierschutz und professionelles Tourguiding lernte, und absolvierte einen Kurs für grundlegende Fahrzeugwartung und -service. Kürzlich habe ich eine Trails Guiding Qualifikation von der Okavango Guiding School erworben, die auch den Umgang mit Gewehren beinhaltet. Da ich in einem ländlichen Dorf aufgewachsen bin und Rinder und Ziegen hütete, habe ich mich für diesen Beruf entschieden. Es ist meine Kultur und jetzt habe ich sie mit Rhinos Without Borders auf eine andere Ebene gebracht. Es ist jetzt ein Paket aus Bewahren, Pflegen, Aufklären, Interpretieren und Interagieren mit allem Leben.
Wie ist die Erfahrung, mit Wildtieren zu arbeiten?
Als echter Wildtier-Enthusiast liebe ich alle Tiere, aber Elefanten sind meine Favoriten. Ich bin ganz verrückt nach ihnen. Ihr Verhalten ist anders als das von anderen Säugetieren. Elefanten haben etwas sehr Menschliches an sich. Forschungen haben gezeigt, dass sie zu den intelligentesten, sozialsten und empathischsten Tieren der Welt gehören, und sie zeigen eine Vielzahl von Verhaltensweisen, die unseren verblüffend ähnlich sind. Ich bin immer begierig darauf, mehr über diese faszinierenden Giganten zu erfahren. Tiere aus der Ferne zu beobachten ist etwas ganz anderes, als ihnen ganz nahe zu kommen. Es erforderte anfangs einen ziemlichen Sinneswandel, aber je mehr ich ihr Verhalten und ihren Wert für das Land verstand, desto leidenschaftlicher wurde ich und desto überzeugter war ich, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte.
Wie fühlen Sie sich als weibliche Pionierin im Naturschutz?
Als Nutznießerin von Great Plains’ Bestreben, Frauen zu stärken, bin ich dankbar für die Unterstützung, die ich in meinem Ziel, eine Expertin im Naturschutz zu werden und eine Inspiration für junge Mädchen in Botswana zu sein, erhalten habe. Die Schwierigkeiten, eine weibliche Rangerin zu sein, gehören nun der Vergangenheit an. Am Anfang war es sehr schwer, als Frau einen Job zu bekommen. Die Branche ist immer noch männlich dominiert, und ich bin froh, dass ich eine der wenigen Veteranen bin, die nicht aufgegeben haben, um der Welt zu zeigen bzw. zu beweisen, dass Frauen große Vertreterinnen im Naturschutz sein können.“
Was können Sie anderen Frauen raten, die in Ihre Fußstapfen folgen möchten?
„Die wichtigste Zutat ist Leidenschaft. Man muss sich für Menschen, die Umwelt und die Tierwelt begeistern können. Die Fähigkeit, auf den Beinen zu denken, ist hilfreich. Und Aufgeben ist keine Option!“
Mehr Informationen unter www.greatplainsfoundation.com