#6 Bindeglied der Fruchtbarkeit
Er ist 32 Kilometer lang und die natürliche Verbindung zwischen dem George-See und dem Edward-See im Westen Ugandas: der Kazinga Kanal. Eines der dominierenden Elemente des Queen-Elizabeth-Nationalparks und ein Quell des Lebens – für Mensch wie auch für die zahlreichen Tiere, die in ihm und durch ihn hier eine Heimat gefunden haben. 66 Säugetierarten, über 600 verschiedene Vogelarten und zahlreiche Reptilien sind hier zu Hause.
Meist füllt eine Bootsfahrt über sein bis zu sieben Meter tiefes Flussbett nur die schläfrigen Nachmittagsstunden der müden Reisenden, die in den frühen Morgenstunden bereits auf Pirschfahrt im Nationalpark waren. Doch es sind genau diese Stunden, die auch die Tiere nutzen, um sich aus dem dichten Busch hinaus ans Flussufer zu wagen, um hier Abkühlung zu finden.
Büffel, Elefanten und vor allem Nilpferde, die hier in einer der weltweit dichtesten Populationen zu finden sind, aalen sich in dem kühlenden Nass. In trägen Gruppen von bis zu 30 Tieren liegen die grauen Brocken mit dem scheinbar permanenten Grinsen im Gesicht dicht aneinander- oder gar aufeinandergestapelt. Babys, die bei ihrer Geburt bereits bis zu 40 Kilo gewogen haben, klettern verspielt auf den Großen herum, die sich hier und da mal mit einem liebevollen Schubser zur Wehr setzten.
In dieser Position kann man kaum glauben, dass sie als die gefährlichsten Tiere Afrikas gelten, die an Land bis zu 30 km/h schnell rennen können und dabei alles platt machen, was ihnen in den Weg kommt.
Doch jetzt in der Nachmittagshitze wollen sie davon nichts wissen. Ebenso wenig wie der Elefantenbulle, der sich badet und seinen Flüssigkeitsbedarf des Tages deckt. Bis zu 150 Liter trinken die Dickhäuter. Unweit thront ein Fischadler oben in den verzweigten Ästen einer Akazie. Der König der Vögel wacht über seine bunt gefiederten Untertanen, sein Reich und hält zugleich Ausschau nach leichter Beute. Ebenso wie die Fischer, die hier ihre Netze auslegen und bis zu 200 Fische pro Tag aus dem Gewässer ziehen, um diese auf den Märkten zu verkaufen. Etwa 5.000 Uganda Schilling, etwas mehr als einen Euro, können für einen ca. 800 g schweren Tilapia bekommen. Der Rest wird in der Familie verzehrt, die ebenso von der Fülle lebt, die der Kanal mit sich bringt.
Rundreisen durch Uganda, bei denen der Kazinga Kanal Teil der Reise ist, sind u.a. über Akwaba Afrika buchbar.
Fotos: Jelena Moro