„Ich finde es erschreckend, dass es einzig und allein der Mensch ist, der Elefanten so massiv bedroht, dass sie vielleicht aussterben“, sagt Tessa Gerlach erschüttert. Darum setzt sich Co-Gründerin von Elephant Gin gemeinsam mit ihrem Mann Robin seit Jahren für den Erhalt der „sanften Riesen“ ein. Der Weg, den sie dafür gewählt haben, ist ein besonderer – verspricht er doch auch Hochgenuss. Anlässlich des 10. World Elephant Day trafen wir die Tierschützerin zum Gespräch.
Seit der ersten Flasche Gin, die Sie produzierten, fließen 15 Prozent des Gewinns in Projekte zum Schutz der Elefanten. Warum gerade diese Summe?
Jedes Jahr sterben mehr als 35.000 Elefanten aufgrund von illegaler Elfenbeinwilderei, das entspricht einem Tier alle 15 Minuten. Die 15 Prozent unserer Gewinnabgaben spiegeln diese erschreckende Zahl wider und motivieren uns täglich, uns auf die wichtigen Dinge zu fokussieren.
Warum ist es Ihnen so ein Anliegen, dass Sie sich mit auf den Weg zum Erhalt der Dickhäuter machen?
Wenn dieser schreckliche Trend, dass alle 15 Minuten ein Elefant durch Menschenhand stirbt, sich so fortsetzt, werden wir in 12 Jahren keine frei lebenden afrikanischen Elefanten mehr haben. Elefanten sind eine der ältesten Tierarten, faszinierend und intelligent, die bereits vor Tausenden von Jahren in Afrika gelebt und viele Naturkatastrophen und natürliche Feinde überlebt haben. Erschreckend, dass es nun einzig und allein der Mensch ist, der diese Tierart so massiv bedroht. Noch aufrüttelnder sind die Bilder von abgehackten Elefantenköpfen. Wir müssen mehr Verantwortung für den Erhalt der vielfältigen Natur Afrikas übernehmen, damit auch die nächste Generation diese Wildtiere erleben darf.
Dazu kommt, dass mit dem Aussterben der Elefanten ein starkes Ungleichgewicht in der Natur entsteht, was schwere Folgen mit sich bringen wird. Ganze Ökosysteme werden darunter leiden und sich verändern.
Wir von Elephant Gin möchten unseren Teil dazu beitragen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen – an dem Elefanten und Menschen zusammen friedlich koexistieren, Elefanten nicht gewildert werden, an dem nachhaltige Geschäftspraktiken gelebt werden und wir mit unserem weltweit prämierten Elephant Gin nicht nur für Gaumenfreude sorgen, sondern Menschen zusammenbringen! Das ist es, was uns jeden Tag antreibt.
Foto: Jeremy Goss
Warum unterstützen Sie gerade Elefanten – für Sie ganz persönlich?
Schon als Kind war mein Lieblingstier der Elefant. Sie sind auf der einen Seite gigantisch groß und gleichzeitig haben sie eine so einfühlsame Art. Nicht ohne Grund werden sie „Gentle Giants” genannt. Sie sind dem Menschen viel näher und intelligenter, als man denkt. Zum Beispiel kommunizieren sie über mehrere Kilometer durch Ultraschallwellen, ernähren sich je nach Bedarf von verschiedenen Pflanzen, trauern den Tod von Familienmitgliedern, können strategische Manöver planen und durchführen (ziehen zusammen Elefantenbabys aus dem Schlamm, wenn diese feststecken), unterscheiden zwischen „guten“ Menschen und „bösen“ Menschen bzw. Wilderern und senden dementsprechend Warnsignale an andere Elefanten. Mich faszinieren diese Tiere – ihr Schicksal liegt uns dementsprechend nah.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Projekte ausgesucht, die Sie mit den 15 Prozent des Gewinns unterstützen?
Wir versuchen in der Auswahl unserer Projekte die Bedrohungen für die Elefanten von mehreren Seiten anzugehen, wie zum Beispiel die Unterstützung von Anti-Wilderei Rangern in Kenia sowie die Aufzucht und Re-Integration von Waisenelefanten. Wir legen stets auch großen Wert auf die Bildung und Integration der einheimischen Bevölkerung, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Elefanten im dortigen Ökosystem zu schärfen und Arbeitsplätze zu schaffen. In welche Projekte und Maßnahmen unsere Spenden fließen, wird gemeinsam mit den Partnerstiftungen wie zum Beispiel der Big Life Foundation oder dem Sheldrick Wildlife Trust entschieden. Wir arbeiten ausschließlich nur mit Stiftungen, zu denen wir eine persönliche Bindung haben.
Was bedeutet der World Elephant Day für Sie?
In diesem Jahr jährt sich der„World Elephant Day“. Ein Tag, der ganz im Zeichen der Elefanten steht und Gelegenheit bietet, auf diese wunderbaren Tiere zu schauen und das Bewusstsein für ihre gefährdete Existenz zu stärken. Das Thema rückt aufgrund der Pandemie in den Hintergrund, wobei gerade diese Krise die Subsistenzwilderei verstärkt hat. Tausende von Menschen haben ihre Arbeit im Wildtiertourismussektor verloren. Menschen kämpfen um ihr Überleben, die Wilderei von Buschfleisch nimmt folglich zu. Gerade dieses Jahr ist es uns ein noch wichtigeres Anliegen, diesem Thema neben der Pandemie Raum zu geben!
Lassen Sie uns kurz Ihre Geschichte erzählen: Wie kamen Sie in Berührung mit Afrika?
Ich bin ich für Film- und Fotoarbeiten nach Südafrika geflogen – ohne viele Erwartungen, sondern einfach nur auf der Suche nach etwas (mehr) Abenteuer. Diejenigen, die schon einmal nach Afrika gereist sind und dort auch abseits vom großen Tourismus den Kontinent entdeckt haben, wissen, dass Afrika etwas Magisches hat. Etwas, das schwer zu beschreiben, aber nicht wieder zu vergessen ist. Ein Erlebnis von Weite, Natur und Entdeckung.
Während meiner Reise kam ich mit Digs Pascoe in Kontakt. Der CEO von der Space For Elephants Foundation ist einer der wohl inspirierendsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte. Ein Mann mit nicht nur einem unglaublichen Wissen, sondern einer zwischenmenschlichen Sensibilität und Nähe zur Natur, die einen packt. Ich habe sein Wissen regelrecht aufgesogen, lernte über die faszinierende Pflanzenwelt (wie zum Beispiel, welchen Zweig man als Zahnbürste umfunktionieren oder der welchen Strauch man zu Tee gegen Bauchschmerzen verarbeiten kann) und eben so viel über die für mich magische Tierwelt.
Das klingt nach einer unglaublichen Erfahrung.
Absolut. Allerdings musste ich damals mit Schrecken realisieren und mit eigenen Augen erfahren, dass die Wilderei – und letztendlich die vorherrschende Ausbreitung der Armut der Menschen – den afrikanischen Elefanten in die Ausrottung treiben. An dem Zeitpunkt war Afrika plötzlich nicht nur eine Reise für mich, sondern eine Erfahrung, die mich auch nach der Rückkehr nach Europa nicht losgelassen hat. Mir wurde klar, dass ich irgendwas machen würde, um hier zu helfen – und wenn nicht in Afrika direkt, dann würde ich eine Lösung finden, wie ich von Europa au, Digs und seine Arbeit unterstützen kann.
Und wie wurde dann Gin diese eine Lösung für Sie?
Auch mein Mann Robin ist großer Afrika-Fan und bereiste den Kontinent schon, bevor wir uns kannten. Natürlich haben wir uns dann auch gemeinsam auf den Weg gemacht, um Erlebtes zu teilen und neue Erfahrungen zu machen. Der traditionelle Sundowner hat uns beide geprägt und inspiriert. Der Sundowner ist der Drink, den man bei Sonnenuntergang mit Blick auf die majestätische afrikanische Landschaft zelebriert und sich dabei an all die schöne Natur und die Tiere erinnert, die man tagsüber gesehen hat – klassischerweise ist das ein Gin & Tonic.
Gepaart mit den Erkenntnissen über exotische Pflanzen und unserer Liebe zu den afrikanischen Elefanten, für dessen Schutz wir unbedingt aktiv werden wollten, entstand die Idee zu Elephant Gin. Zurück in Europa wollten wir an diesem Moment festhalten und ihn mit Freunden teilen. So kamen wir auf die Idee, einen afrikanisch inspirierten Gin herzustellen – von Anfang an stand dabei fest, dass wir mit dem Verkauf der ersten Flasche fortan 15 Prozent des Gewinns an Projekte zum Schutz der afrikanischen Elefanten spenden.
Wie viel Afrika steckt in jeder Flasche?
Nun, die Natur Afrikas hat uns inspiriert und deshalb setzen wir mit jeder Flasche Elephant Gin besondere Akzente, die das Erleben von Abenteuer, der Natur und der Weite des afrikanischen Kontinents widerspiegelt. Handverlesene Kräuter, darunter einige seltene Pflanzen aus Afrika, sorgen für das einzigartig frische Aroma und einen unvergleichlich milden Geschmack unseres Gins. Jede Flasche ist zudem ein Unikat. Das Etikett ziert eine alte illustrierte Karte der Südküste Afrikas. Jedes Etikett ist handbeschriftet und enthält eine Flaschennummer sowie den Namen eines besonderen Elefanten. Unter dem Flaschenhals befindet sich das Schutzwappen der Maasai.
Welche Philosophie steckt in Ihren Gins?
Wir können die Welt nicht verändern, aber einen wichtigen Teil dazu beitragen. Mit unseren Produkten versuchen wir nicht nur Gin-Liebhaber glücklicher zu machen, sondern auch ein Bewusstsein für die Gefährdung der afrikanischen Elefanten zu schaffen.
Warum ist Ihnen Nachhaltigkeit in allen Bereichen so ein Herzensanliegen?
Weil es für uns der einzige sinnvolle und nachhaltige Weg ist, ein Business ohne „Dritte“ zu betreiben. Wir beziehen dabei unseren Planeten mit ein. Wir wollen ihn weder ausnutzen noch beschädigen. Für uns ist Nachhaltigkeit kein USP, sondern eine Grundvoraussetzung in der Umsetzung unser Social-Businesspraktiken, die oftmals viel Ausdauer, langsamen Wachstum und Nerven kosten, aber sich langfristig auszahlen – für uns und die Umwelt.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Elefanten?
Dass das Bewusstsein für diese einzigartigen und für das Ökosystem unabdingbaren Tiere ganzheitlich gestärkt wird und dass die Koexistenz zwischen der zunehmenden Bevölkerung und der Wildtiere möglich wird. Es müssen Anreize für den Schutz der Lebensräume der Elefanten geschaffen werden. Die Bedürfnisse der Menschen müssen mit der gleichen Aufmerksamkeit behandelt werden wie der Schutz der Wildtiere. Denn nur wenn die Maßnahmen richtig umgesetzt werden und die einheimische Bevölkerung unterstützt wird, gibt es eine realistische Chance für ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier.