Es sind die Begegnungen, die uns immer wieder am meisten auf Reisen nach Afrika beeindrucken. Doch nicht nur die intensiven Begegnungen mit wilden Tieren. Vor allem auch mit Menschen. Jenen, die unsere Tage mit Besonderem füllen – und dabei oft keine große Bühne haben. Ihnen geben wir hier eine Stimme: dem Koch, dem Guide, dem Azubi. Sie alle haben eine Geschichte. Hier erzählen sie höchstpersönlich. Dieses Mal Mak Ncube – Manager und Guide im Deteema Springs Camp von Machaba Safaris in Simbabwe.
Makhosi Ncube (rechts)
„I want to be wildlife“ – dies sind die fünf Worte, die mich auf einen Weg voller Lachen und Abenteuer entführten. Das Aufwachsen und die Möglichkeit, in den Busch hinauszugehen, gab mir die Chance, das zu erleben, was nur sehr wenige Menschen auf der Welt erleben dürfen. Es ist eine Reise voller Höhen und Tiefen, aber ich hätte es nicht anders gewollt.
Ich erinnere mich an meine erste unbeaufsichtigte Pirschfahrt. Nach monatelangem Training, bei dem ich zusammen mit erfahrenen Guides nur mitfuhr, bekam ich endlich die Chance, auf eigene Faust mit Gästen auf einen Gamedrive zu gehen. Als ihr Flugzeug auf der Landebahn ankam, stand ich also ganz aufgeregt in meiner schicken neuen Uniform bereit, um diese unglaubliche Familie zu beeindrucken. Da sie eine weite Anreise hinter sich hatten, beschlossen wir, zuerst einmal zum Camp zu fahren, damit sie sich ausruhen konnten. Am nächsten Morgen dann begannen wir unser Abenteuer – und ich hätte mir keinen besseren Start wünschen können: Auf der einen Seite hatten wir Zebras, die entspannt für Fotos posierten, auf der anderen Giraffen, die prächtig aussahen, als sie sich von den hoch aufragenden Akazien mit ihren spitzen Mäulern Blätter abzupften. Doch was sahen wir hinter der nächsten Kurve? Ein Löwenrudel, das mitten auf der Straße spazieren geht? In meinem Kopf war ich ekstatisch, denn genau darum geht es bei der Safari: Die Träume der Menschen wahr werden zu lassen und sie einige der spektakulärsten Momente, die man im Busch erleben kann, genießen zu lassen. Kurz bevor wir unsere Teepause einlegten, sah ich auf einem Ast eines Baumes eine schwarze Mamba, eine der tödlichsten Schlangen auf dem afrikanischen Kontinent, die wegen ihres pechschwarzen und sargähnlichen Mundes den Spitznamen „Schwarzer Tod“ trägt.
Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich ein wenig übermütig, also sagte ich zu meinen Gästen: „Leute, was seht ihr an diesem Baum?” Nach Sekunden des Nuschelns kam die Antwort: „Nichts.“ Dann deutete ich auf die Schlange und meine Gäste erstarrten in Ehrfurcht. „Wow!!! Mak, wie hast du das gesehen?“ Doch nach ein paar Minuten verliert die Schlange die Lust an ihren Beobachtern und gleitet zur Enttäuschung aller den Baum hinunter. Lässig mit einer Hand außerhalb des Autos fragte ich daher, ob alle bereit wären, die Fahrt fortzusetzen – und gerade als ich die Hand hob, um das Fahrzeug zu starten, schlug – BANG! – die schwarze Mamba rechts zu. Genau dort, wo meine Hand eine Sekunde zuvor noch lag. Da ich keine zweite Einladung brauchte, um herauszufinden, was passiert war, drückte ich aufs Gas, als ob ich auf der Autobahn fahren würde. Von da an war es schlicht eine „Ferrari-Safari”, bei der sich alle auf der holprigen Safari-Piste an ihr Leben klammerten. Es wurde nicht besser, als jemand vom Rücksitz aus schrie und mir sagte, die Schlange sei uns auf den Fersen und jagte uns hinterher. Nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass schwarze Mambas für ihre Aggressivität bekannt sind.
Schließlich, nach einer scheinbar stundenlangen Verfolgungsjagd, gelang es uns, die Schlange abzuhängen. Dann endlich machten wir unsere wohlverdiente Pause. Unsere Herzen klopften noch immer und wir brauchten dringend einen Koffeinschub. Wir lachten und scherzten darüber, wobei ich einfach dankbar war, dass ich meine Finger noch an mir hatte. Wir beschlossen einstimmig, eine andere Route zum Lager zu nehmen. Gerade als wir an einem Baum vorbeikamen, der über der Straße hing, schreit die Dame hinter mir „BLACK MAMBA!!!” und schleudert diese Schlange, die anscheinend auf ihren Schoß gefallen ist, auf mich zu, und ich spüre, wie sie in mein Hemd hinein und hinunter rutscht.
Das war’s jetzt. Ich dachte bei mir: Ich sterbe definitiv. Mit erstaunlichen Reflexen springe ich aus dem Fahrzeug und rolle auf mich dem Boden (wie im Film), aber ich habe Mühe, meine Knöpfe zu öffnen, da meine Hände so zittern. Ich spüre, wie diese schwarze Mamba auf mir kriecht. Schließlich reiße ich mir die Knöpfe ab und ziehe mein Hemd aus. Zu meiner Überraschung sehe ich eine kleine harmlose, gefleckte Buschschlange, die sicher genauso schockiert ist wie ich. Schnell verschwindet diese im Gras. Währenddessen schauen meine lieben Gäste aus dem noch immer fahrenden Fahrzeug auf mich, der am Boden steht – und fragen mich, ob es mir gut ging. Glücklicherweise kommt das Fahrzeug zum Stehen – und ich stehe da, den Kopf mit Gras bedeckt, mit einem Hemd ohne Knöpfe und entschuldige mich, woraufhin die Dame ihr Bedauern ausrückt, weil sie mir dieses vermeintlich tödliche Tier Hemd geworfen hatte. Nach einer schier endlosen Aneinanderreihung von Entschuldigungen machen wir uns schließlich auf den Rückweg zum Camp.
Gerade als wir uns diesem nähern, sagt die Dame: „Bitte entschuldigen Sie, Mak”, und bevor sie weitersprechen kann, unterbreche ich sie und sage: „Ja, ich verstehe Sie vollkommen und werde für Sie einen neuen Führer organisieren, wenn wir wieder im Camp sind”. Mit ein bisschen Aufregung in ihrer Stimme sagt sie dann: „Nein, nein, das ist es nicht! Ich habe mich gefragt, ob Sie das noch einmal machen könnten und wir es diesmal auf Kamera bekommen”. LOL. Und so begann das erste meiner vielen Abenteuer im Busch. Es war bisher eine erstaunliche Reise. Weitere werden bald folgen. Viele Grüße aus dem sonnigen Afrika – bleiben Sie gesund.
Mehr Geschichten und Bilder aus dem „wilden“ Alltag von Mak Ncube finden Sie unter https://wildlifediaries.weebly.com/, weitere Informationen zum Camp im Hwange National Park unter https://machabasafaris.com/