Kunst allein ist nicht nur etwas fürs Auge und Liebhaber schöner Dinge. Kunst kann etwas bewegen, verändern und Gutes tun. Dies beweist die 20 Stars Benefiz-Auktion, in der südafrikanische Künstler – die alle Teil der The Travelling Art Gallery sind – jeweils eines ihrer Werke spenden, um Geld für jene zu sammeln, die in Not sind. Wie diese besondere Auktion zustande kam, um was es dabei geht und warum Kunst ein so wunderbares Mittel ist, die Welt mit anderen Augen zu betrachten – darüber sprechen wir mit Mitinitiatorin Barbara Lenhard.
Barbara Lenhard
Liebe Frau Lenhard, es heißt so schön „Man sollte Gutes tun und darüber sprechen“. Also tun wir dies! Was können Sie uns über diese ganz besondere Charity-Auktion erzählen?
Ich liebe diesen Satz und lebe ihn auch gerne, denn Gutes tun sollte kommuniziert werden und daher bedanke ich mich jetzt schon mal im Namen von allen Künstlern, die für diese Benefiz-Auktion ein Kunstwerk spenden und für die ich eine Art Stimme sein darf. Toll, dass Ihr als AFRICAN immer am Ball seid und eine so wunderbare Mischung von tollen Themen zu Euren Lesern bringt. Unser Anliegen hier: Jeder sollte ab und zu etwas zurückgeben, denn es gibt viele Menschen, die darauf angewiesen sind und Hilfe brauchen. Es ist einfach, ab und zu mal etwas Gutes zu tun und das Tolle: dabei sich selber noch etwas Gutes zu tun. Das kann doch nur toll sein.
Wie kamen Sie auf diese Idee?
Wir sind mit unseren großen, farbenfrohen Ausstellungen in 2020 bedingt durch Corona schon ganz schön ins Schleudern geraten. Stellen Sie sich mal vor, Sie reisen mit Kunst von 26 Künstlern, Galeriewänden, Beleuchtung etc. von Kontinent zu Kontinent – und dann müssen Sie drei Tage vor der Eröffnung eine solch große Ausstellung absagen. Das haben wir letztes Jahr alles erlebt; wir haben insgesamt drei Ausstellungen absagen müssen und jedes Mal war schon so viel geplant. Einmal hatten wir sogar fast alles komplett aufgebaut. Dennoch haben wir letztes Jahr noch einiges auf die Beine gestellt und wir waren und sind darüber sehr dankbar. Es ist sicher bekannt, dass Südafrika kein Kurzarbeiter-Geld und derartige Subventionen hat bzw. auszahlt und natürlich müssen Künstler auch Geld verdienen. Sie müssen ihre Kunst verkaufen und um das zu tun, müssen ihre Werke in Ausstellungen gesehen werden. Durch die Pandemie ist uns sicher allen klar geworden, dass es viele Menschen gibt, egal wo, denen es nicht gut geht und so haben wir alle zusammen entschieden, wir machen eine Benefiz-Auktion. Wir wollten ein Projekt machen, welches mit Kunst, durch Kunst, von Künstlern getrieben hilft. So kam der Ball ins Rollen und am 20. Mai geht es los.
Sie haben absolut recht: Im vergangenen Jahr haben viele Branchen gelitten. Kunst und Tourismus ganz besonders. Warum ist es Ihnen und den Künstlern gerade in ihrer eigenen Not wichtig – ganz ohne einen Selbstbehalt – Spenden zu sammeln?
Wie gesagt, wir haben letztes Jahr noch viel geschafft und mit Ausstellungen von großartigen Künstlern zu einem Teil für das Auskommen derselbigen mit gesorgt. Wir sind darüber glücklich, dient es doch auch der Karriere der Künstler – nebst ihrem Auskommen. Wir sind auch dankbar, dass Menschen die Kunst und unser Projekt so schätzen und mögen. Diese Freude und diese Dankbarkeit halten immer noch an, auch wenn wir nicht annähernd diese Präsenz wie in den vergangenen Jahren erleben konnten. Aber das ist eben so und keiner kann bzw. konnte das ändern. Corona hat uns alle seit knapp 1,5 Jahren im Griff. Doch die Künstler haben ein Auskommen und die Künstler, die Teil von The Travelling Art Gallery sind, sind ja auch gut etablierte Künstler, zumindest ein großer Teil. Und die weniger etablierten wurden durch die Initiative unterstützt und auch nicht fallen gelassen. Daher wollen auch sie etwas zurückgeben und somit spenden 20 echt tolle Künstler je ein Kunstwerk. Diese werden versteigert für den guten Zweck, also nicht auf das Konto des Künstlers. Die Erlöse werden an zwei Organisationen gespendet, die Menschen helfen, denen es nicht so gut geht. Die ‚20 STARS Charity Auction‘ ist eine 100-prozentige Benefiz-Auktion.
Was können Sie uns über die 20 Künstler erzählen? Was eint sie?
Generell eint sie ihre Herkunft – sie kommen alle aus Südafrika. Die 20 Künstler verstehen, dass man gemeinsam so viel mehr erreichen kann und das ist ja Sinn und Zweck von ,The Travelling Art Gallery’. Wir reisen zusammen und zeigen gemeinsam Kunst. Kunst, die sonst so in Europa nicht zu sehen wäre. Die Künstler sind allesamt Galerie-Künstler, d. h. sie sind anerkannte Künstler die so ihren Beruf ausüben und damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Die Künstler haben sich auch in verschiedenen Gruppen-Ausstellungen auch in Südafrika präsentiert, einige haben sogar mit erfolgreichen Solo-Ausstellungen. Persönlich ist es mir eine Freude zu sagen, dass sie allesamt zudem tolle Menschen sind und von ihrem Erfolg zurückgeben möchten. Innerhalb weniger Tage waren alle eingeladenen Künstler an Bord und diese Bereitschaft finde ich absolut gigantisch. Ein Werk, an dem bis zu vier Wochen gearbeitet wird, zu spenden und nichts dafür zu bekommen, ist schon ziemlich bemerkenswert und darf Applaus bekommen.
Warum haben Sie sich für die Projekte „Starke Bande“ und „Hope Schools“ entschieden?
Ich entscheide natürlich nicht alles alleine. Auch ich berate mich. Uns war sehr wichtig, dass die Gelder zwischen unseren beiden ‚Heimatländern‘ geteilt werden. Mein Partner und ich sind vor zwei Monaten nach Deutschland zurückgezogen, nach 12 Jahren Südafrika. Wir fühlen uns glücklich, in einer Art und Weise zwei Heimaten haben zu dürfen und die Künstler, mit denen wir zusammen dieses Projekt machen, sind ja irgendwie unsere Familie dort, nebst einer Handvoll Freunde. Die ,Hope Schools’ ist in Südafrika ansässig und wird von einer deutschen Geschäftsfrau, Ruth Gombert aus München, stark unterstützt. Durch diesen persönlichen Kontakt wissen wir, dass das Geld gut ankommt und gut investiert wird. Die Stiftung ,Starke Bande’ mit Sitz in Frankfurt ist auch von einer Frau, Annika Fink, gegründet worden und unterstützt krisengeschüttelte Familien in Deutschland, indem sie Familientherapien machen. Beides Organisationen, die sich um das Wohl von Menschen kümmern, denen es nicht gut geht und dringend Hilfe brauchen. Uns war wichtig, dass die Gelder, die wir mit der Auktion bzw. aus den Erlösen mit der Auktion der Bilder sammeln werden, ehrlich und gut genutzt bzw. eingesetzt werden. Wir alle wollen kein Geld sammeln und nicht wissen, wo es dann hinfließt. Das ist mir sehr wichtig, denn die Künstler spenden hier richtig Geld in Form ihrer Kunst – und das soll dann auch richtig Nutzen haben und nicht verschwendet werden. Das ist mehr als wichtig für mich.
Sie haben sich auch ganz bewusst für ein deutsches Projekt entschieden. Wird gerne vergessen, dass auch bei uns in Deutschland Nöte herrschen?
Ich kann nur für uns sprechen und ich sage Nein, es wird nicht vergessen. Wie das andere sehen, weiß ich nicht. Aber es ist schon auffallend, dass es Leute wundert, dass eine Hälfte an ein Projekt in Deutschland gespendet wird. Also vielleicht denken wir doch zu oft, dass in Deutschland alles gut ist und gut läuft. Vieles ist ja auch gut, aber wenn ich mir die Arbeit von ,Starke Bande’ anschaue und Frau Fink mir darüber erzählt, dann weiß ich schon, wir sollten hier auch genau hinschauen. Es gibt leider überall viel Leid und somit teilen wir die Gelder zwischen der ,Hope Schools’ in Südafrika und ,Starke Bande’ auf.
Warum ist gerade Kunst dazu prädestiniert, „Wunden“ zu heilen?
Weil Kunst zu einem großen Teil Freude bringt. Es ist etwas von Hand gemacht, mit Farbe, mit Ideen, mit Gestalt. Wir leben ja doch in einer sehr technologischen Welt und vielleicht tut uns Kunst derzeit noch mehr gut, als sonst. Es ist für mich immer eine große Freude, wenn ich sehe, was Kunst bei Menschen bewirken kann. Auf alle Fälle lassen viele Menschen bei Kunst auch mal ihre Schale fallen und erlauben uns, an sie ranzukommen und sie kennenzulernen. Echt eine wunderschöne Begleiterscheinung zu all den anderen Dingen, die Kunst mit sich bringt. Ich jedenfalls könnte mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen bzw. zu fördern und zu zeigen und zu verkaufen, was wir ja sonst in den Pop-Up-Ausstellungen, die wir machen, tun.
Was lieben Sie ganz persönlich an Kunst?
Ganz viel! Wow, um es kurz zu sagen: Die Tatsache, dass ein Mensch die Gabe hat, uns anderen Menschen etwas zu schaffen, was uns berührt, was uns glücklich macht und Freude schenkt. Ich habe schon vor Bildern gestanden und geweint, ich habe aber auch schon Menschen in Ausstellungen kennengelernt bzw. begrüßt und ihnen gezeigt, welches Werk sie sich genau anschauen sollten, weil ich glaube, es könnte ihr Werk sein. Und eine Stunde später haben diese Menschen das Bild bzw. Kunstwerk gekauft – und das ist es: Diese magische Verbindung, an die ich glaube, dass ein Bild seinen Besitzer sucht und sehr oft findet. Kunst berührt mich seit Jahren auf eine so besondere Weise – und macht mich immens glücklich und zu dem Menschen, der ich heute bin.
Mit dieser Auktion verbinden Sie auch die zwei Seelen in Ihrer Brust – Ihre Herzensheimat Südafrika, die 12 Jahre lang auch Ihr zu Hause war, und ihr Geburtsland Deutschland, in das sie nun auch wieder zurückgekehrt sind. Warum war Ihnen das ein Anliegen?
Es ist genauso, wie Sie es sagen: Es sind meine zwei Heimaten. Ich habe sehr spannende und auch nicht nur leichte 12 Jahre in Südafrika erlebt und gelebt, aber wo ist es wirklich leicht? Ich möchte von diesen 12 Jahren nichts missen, ich bin aber auch gerne Deutsche und glaube, dass die uns oft zugeschriebenen Eigenschaften mir in meinem Leben noch nie geschadet haben. Wir sind zuverlässige Menschen und haben einen guten Qualitätsanspruch und das hilft schon sehr. Und die Tatsache, in zwei Ländern ein Heimatgefühl haben zu dürfen, ist doch super.
Was nehmen Sie für sich aus den 12 Jahren Südafrika für sich mit – mal abgesehen von den Künstlern, die Sie nun auch weiterhin hier vertreten?
Einen ungeheuer großen Lebensschatz, Erfahrungen und die Sicherheit, dass ich mich überall zurechtfinden würde und dass ich dankbar für diese Erfahrung und das Wissen bin.
Haben Sie sich ein Ziel für die Auktion gesetzt und wie kann man mitbieten?
Ja, wir haben uns ein Ziel gesetzt und ich weiß, es ist hoch, aber ich habe mal 40.000 Euro gesagt. Das ist viel und daher bin ich dankbar, über den Sinn und Zweck dieser Benefiz-Auktion in Interviews sprechen zu dürfen. Wir wollen Geld sammeln für zwei gut geführte Non-Profit-Organisationen und nicht einfach nur Kunst versteigern. 20 Künstler aus einem 3. Welt Land wollen Gutes tun; ich bin ja sprichwörtlich nur die Stimme und vertrete diese Künstler. Ich hoffe, dass die Menschen, die von der ‚20 STARS CHARITY AUCTION‘ lesen, hören etc. gerne daran teilnehmen und sich mit Kunst selber beschenken, aber eben auch andere beschenken. Die Auktion läuft online und startet am 20. Mai für 20 Tage. Alle Werke sind auf der Website www.ttag.online und es ist einfach, hier online mit zu steigern. Eine eintägige Auktion, zu der derzeit nicht viele Menschen kommen würden, war nicht geplant und so haben wir uns für online für 20 Tage Dauer entschieden. Kann der Auktion und den Erlösen ja nur gut tun. Wir sind natürlich auch alle aufgeregt und hoffen, dass wir zwei große Überweisugen nach Beendigung der Auktion machen können, die Gutes tun und Menschen in zwei Ländern auf alle Fälle etwas Hilfe geben. Und wenn interessierte Menschen Fragen haben, kann man mich immer erreichen unter barbara@thetravellingartgallery.com.
Wir kennen Sie als wachen Geist, der ständig neue Pläne schmiedet. Welche stehen für dieses Jahr noch an?
Sie sind wie immer charmant und es ist einfach schön, mit Ihnen solche Interviews zu machen. Tja, in der Tat stehen Dinge an, wir stehen sozusagen am Startblock der Rennstrecke und wollen loslaufen nachdem wir lange nicht laufen durften. Wir planen derzeit eine Ausstellung in Weimar in zwei verschiedenen Räumlichkeiten, eine davon eine wunderschöne historische Villa, die Villa Haar mitten im Park an der Ilm. Das soll Mitte Juni starten und wir würden uns freuen, wenn uns viele Menschen, natürlich unter Einhaltung der Hygiene-Bestimmungen besuchen, und Kunst sehen, die noch schöner ist, als schön.
Welches Zitat bewegt Sie?
‚Kunst ist dazu da, den Staub des Alltags von der Seele zu waschen.‘ Das ist ein wunderbarer Satz von Picasso und genauso einfach sollte Kunst gesehen werden. Sie tut uns einfach gut und gibt uns allen etwas, was der normale Alltag nicht hergibt. Also kann ich nur empfehlen, es anzunehmen und sich den Alltag zu verschönern. Es tut nicht weh.
Link zur Auktion: https://www.ttag.online/